HINTERGRUND
Das Tanztheaterstück für Publikum ab 6 Jahren OTTO AUGENMERK – EIN MENSCH VON WELT basiert auf jahrelanger Erfahrung als Tänzer, Choreograph und Lehrer. Insbesondere resultiert dessen visuelle Sprache aus dem regen Austausch mit dem gehörlosen Schauspieler Jan Kress. Wechselseitiges Lernen und Erkunden des Erfahrungsschatzes und der Fähigkeiten des jeweils Anderen sowie Workshops zur Kunstform Visual Vernacular (mit dem gehörlosen Künstler Ace Mahbaz) bilden die Grundlage der künstlerischen Ausdrucksform, die unterhaltsam Kompetenzen jungen Publikums fördert.
Workshops VV Beim gehörlosen Künstler Ace Mahbaz erlernte ich Visual Vernacular, eine poetische Form der visuellen Darstellung der Komplexität der Welt. Dies gelingt durch Schlüpfen in verschiedene Charaktere mit expliziter Gestik und Mimik, sowie klaren Körperbewegungen und einprägsamen Symbolen. Objekte können zum Leben erweckt und durch Emotionen dargestellt werden. Zudem kann alles - wie bei einem Film - aus verschiedenen Perspektiven oder Einstellungen erzählt werden, die auch mit Effekten wie Slow-Motion oder Zeitrffer versehen werden können. VV kommt ohne Gebärden aus und findet eher statisch an einer Stelle im Raum statt. Benutzt werden ausschließlich Gesicht und Hände. VV ist unter Hörenden noch unbekannt. In der Deaf Community ist sie nicht mehr wegzudenken. Sie fordert ein genaues Hinsehen und Mitfühlen der Zuschauenden, weckt die Fantasie und aktiviert das Assoziations- und Abstraktionsvermögen. Zusammenarbeit mit Jan Kress Jan Kress und ich traten in einen gemeinsamen gleichberechtigten Austausch über unsere Arbeits- und Erfahrungsfelder. Ich führte ihn an verschiedene Techniken und Prinzipien von zeitgenössischem Tanz heran und er verschaffte mir einen Einblick in die Gehörlosen-Kultur. Die intensive Kommunikation mit ihm ermöglichte mir, parallel zu meinem DGS-Kurs, die weitere Vertiefung in die visuelle körperliche Kommunikation. Gemeinsam haben wir Sensibilisierungs-Workshops für unterschiedliche Kindergruppen durchgeführt. Ohne die Lautsprache zu benutzen führten wir Kinder in die Welt der visuellen Kommunikation. Dabei entwickelten sie eigene Gebärden und leiteten mit diesen choreografische Elemente für andere Teilnehmenden an. Im Laufe des Workshops gewöhnten sich die Kinder schnell an die non-verbale visuelle Kommunikation und es entstand ein „Common-Space“, in dem gehörlose und hörende Menschen gleichberechtigt agieren und kommunizieren konnten. Da VV und Tanz universell sind, fungieren sie während der Workshops als Brücke, auf der sich beide Kulturen treffen und Kunst gemeinsam erleben können. Nach der sehr positiven Erfahrung mit Kindern boten wir Tanz und Körperwahrnehmungs-Workshops für Erwachsene an. Laien und Profitänzer*innen arbeiteten in einer Gruppe zusammen. Jan Kress und ich führten diese Workshops zusammen durch und leiteten auch in dieser Gruppe ohne Lautsprache an. Wir kreierten eine neue Art des Bewegungs- und Tanzunterrichtes, der nicht nur inklusiv ist, sondern innovative Wege schafft, um Körpergefühl und Formen durch neue Kommunikationskanäle aufzunehmen. Während dieses Prozesses hat das FELD - Theater für junges Publikum Jan Kress und mich als fester Kooperationspartner unterstützt.